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„Mir geht es um Lebenskunst“: Ein Interview mit Futurist O. Zakariya

„Gedichte helfen uns, andere Zukünfte zu denken, unsere Vorstellungen über das was war, ist und sein könnte zu durchbrechen und neu zusammen zu setzen. Mir geht es um eine Lebenskunst, in der das Gewöhnliche überschritten wird und Platz für Träume und Existenzmöglichkeiten geschaffen wird, denen wir im Alltag zu wenig Platz geben. „

@ozanzakariya.keskinkilic

Beschreibe dich gerne kurz in zwei, drei Sätzen 

Tagsüber bin ich hauptberuflicher Integrationsallergiker. Die Miete zahle ich mit Lehr- und Schreibaufträgen, mit Lesungen und anderen magischen Tricks zu Antirassismus, Erinnerung und widerständiger Kulturproduktion. Nachts tunke ich Brotstücke in Olivenöl mit Zaatar, wasche, spüle und netflixe mich durch die Welt.

Worum geht es in deinem Projekt?

Ich erwecke den Elefanten Abul Abbas in einem Lyrikzyklus wieder zum Leben. Vor 1220 Jahren kam er mit dem jüdischen Kaufmann Isaak aus Bagdad nach Aachen, ein Geschenk vom abbasidischen Kalifen Harun al-Rashid an Kaiser Karl den Großen. In meinen Gedichten knüpfe ich an die Vergangenheit an, denke sie für Gegenwart und Zukunft um, schreibe sie fiktional neu und treibe das Denkspiel „Was wäre wenn“ ins Absurde. Die Figuren bekommen neue Bedeutungen, sie übertreten mehrfach Grenzen und bilden alternative Wahrnehmungen von Zeit und Ort, Community und Spiritualität, von Liebe und Begehren, von Solidarität und dem komplizierten Leben in Almanya.

Was sind deine Assoziationen zu Muslim Futures und wie imaginierst du Muslim Futures? Und wie imaginierst du inklusivere und gerechtere Zukünfte?

„Muslim Futures“ bedeutet unbedingt kollektive Strategien zu entwickeln, um Weltgeschichte anders zu erzählen, um Dominanzverhältnisse der Gegenwart zu untergraben und die Brücke zu einer Zukunft zu schlagen, in der tatsächlich Solidarität miteinander gelebt wird. Gedichte helfen uns, andere Zukünfte zu denken, unsere Vorstellungen über das was war, ist und sein könnte zu durchbrechen und neu zusammen zu setzen. Mir geht es um eine Lebenskunst, in der das Gewöhnliche überschritten wird und Platz für Träume und Existenzmöglichkeiten geschaffen wird, denen wir im Alltag zu wenig Platz geben, weil wir permanent abgelenkt werden, auch von uns selbst, und wer wir sind oder sein könnten.

Was inspiriert dich? Was lässt dich träumen, weitermachen und motiviert dich?

Der Mond und das Gebet in der Nacht, wenn die Nachbarschaft schläft und ich mich durch die Welt blättere, Gedichte schreibe, den Stift wie einen Zauberstab zücke, um meine Linien zu ziehen durch die Zeit.

Könntest du dein Projekt mit drei Emojis beschreiben?

🐘🌕🌈

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